Copyright by Rüdiger Bohnen – alle Rechte vorbehalten © Tags nach dem schlimmen Tag und Nacht, ging ich morgens an Deck und begrüßte meine beiden Freunde. Das Wetter und das Meer hatten sich wieder komplett verändert. Das Meer war dann glatt wie ein Ententeich. Es gab nicht die geringste Welle, weil es nicht mehr den geringsten Wind gab. Wir hatten den Eindruck, als würden wir uns durch einen Ölteppich schieben. Die Meeroberfläche war so glatt wie in einem Glas Wasser. Es dauert nicht lange bis die Hitze unerträglich wurde. Der Tag war total unwirklich, und verging mit Seele baumeln lassen. Suche nach Schatten war auch angesagt. Die ganze Szenerie ohne  Wellen und Wind, unser tuckern über das weite Meer war so unwirklich, dass sie fast schon unheimlich war. Gegen Abend bekamen wir einen grandiosen Sonnenuntergang, und sahen dabei in der Ferne Delphine springen. Plötzlich merkte ich, dass auch ein ganzes Rudel Delphine um unser Boot herum schoss. Sie sausten mit einem Affenzahn am Boot vorbei, kreuzen vor dem Bug der "Vaka-LeLe" hin und her, sprangen immer wieder aus dem Wasser. Es waren schätzungsweise 15 Delphine die eine Zirkusnummer aufführten. Über Stunden sprang ständig ein Delphin vor unserem Bug hoch aus dem Wasser. Bei der Vorführung wechselten sie sich ständig ab. Wenn sie aus dem Wasser kamen, konnten wir deutlich hören wie sie saugartig Luft holen. Wir hatten also lange viele Atemgeräusche rings um die "Vaka-LeLe". Die Delphine begleiteten uns einige Stunden, bis sie wieder in der Weite des Meeres verschwanden. Delphinrudel besuchten uns immer wieder. Gruppen von 15 oder so waren es natürlich nicht immer, sind eine Seltenheit.  Die Nacht brach herein, und es wurde regelrecht unheimlich. Dunst lag über dem Meer, doch er konnte nicht abziehen da kein Wind wehte. Ich sah auf meiner üblichen Nachtwache nichts, bis endlich der Mond aufging. Da wurde die Szenerie zumindest vor uns etwas erhellt. Doch dadurch wurde alles bei Dunst noch gespenstischer.  Meine Fantasie ließ den Klabautermann ächzend an Bord kriechen. Ich hörte erst nur das Kratzen seines Hakens mit dem er sich über die Reling zog. Die ganzen anderen Gestalten seiner Gefolgschaft brachten einen unangenehm Geruch wegen ihrer Verwesung mit sich. An Deck standen die toten Seelen ertrunkener Seemänner, um uns mit Enterhaken nach unserem Leben zu trachten ... Fantasie. Nach weiteren vier Tagen und Nächten kamen wir in Port Blair, dem Hafen der Andaman Islands an. Wie sagte Hartmut immer so schön: "Ankommen ist das Schönste". Genauso ist es, verstand es vorher aber noch nicht. Jetzt fiel mir ein Stein vom Herzen, weil zumindest die Hinfahrt schon mal gut gegangen war. Abends feierten wir die überstandene Überfahrt. Wir lagen fett auf Deck, schauten in einen kitschig roten Sonnenuntergang, und hörten uns eine alte Oper von "Enrico Caruso" an. Das wir einen chilenischen Rotwein genossen, steht auch nicht zur Diskussion. Was kann einem besseres widerfahren, als Abenteuer in fernen Landen zu überstehen, und danach im Paradies zu landen. Dass Ankommen das Schönste ist, verstand ich seit dem so richtig.  Leider begann dann ein für uns indisches Behördendrama. Auf Touristen ist man dort nicht eingestellt. Wir schlugen uns dort drei Tage inklusive Bestechung von Behörden rum, um endlich wieder mal festen Boden unter die Füße zu bekommen. Wir konnten mit der "Vaka-LeLe" im Hafen nur an einer Boje festmachen. An Land konnten wir also nicht nur mit einem Schritt kommen. An Land durften wir eh erst, als uns der Zoll mit einem speziellen Visum sein OK gab. Schon an unserem Ankunft-Tag kam der Zoll bei uns an Board. Sie sahen sich ganz genau um, und forderten uns auf eine Liste aufzustellen, auf der alle Gegenstände die wir an Board haben aufgelistet sind. Dann verließen sie die "Vaka-LeLe" und meinten bald wiederzukommen. Auf das Wiederkommen vom Zoll mussten wir drei Tage warten. Dann kamen sie wieder an Board, und ließen sich unsere schriftliche Aufzählung der von uns mitgeführten Sachen zeigen. Tja, dann wurde uns mitgeteilt, dass Alkohol auf den Andamanen verboten ist, wir Alkohol aber verkaufen könnten. Also wurde unser Alkohol beschlagnahmt, aber komischerweise nur der Beste. Ein paar andere Sachen beschlagnahmten sie auch. Was das war, weiß ich nicht mehr, war bestimmt nicht so wichtig. Wie auch immer, der Zoll verließ die "Vaka-LeLe" mit vollen Taschen. Hätten wir es nicht zugelassen, hätten wir in Indien ganz genau gar nichts gedurft. Wir hätten die Andamanen noch nicht mal berühren dürfen, sondern nur sein Meer. Also stimmten wir quasi zwangsläufig der Beschlagnahmung vom Zoll zu. Im Endeffekt mussten wir den Zoll bestechen um an Land kommen zu dürfen. Anders kann man es eigentlich nicht nennen, sehen bzw. empfinden. Copyright by Rüdiger Bohnen – alle Rechte vorbehalten © Rüdiger Bohnen
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