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Rüdiger Bohnen Die Andamanen gehören zu den schönsten Landschaften die die Welt zu bieten hat, sie sind die abgelegensten Inseln die Indien zu bieten hat. Die Andamanen und Nikobaren sind die Inseln Indiens, die mit Abstand am weitesten von Indien entfernt sind. Von Thailand sind die Andamanen ca. 1.500 km entfernt, von Indien sind sie viel weiter entfernt, nämlich immerhin ca. 5.000 km. Sri Lanka hingegen ist z.B. nur ca. 100 km vom indischen Festland entfernt. Das ist natürlich ein riesiger Distanzunterschied. Der Bereich vom Indischen Ozean der zwischen Myanmar (früher Burma), Thailand (früher Siam), Malaysia, Indonesien und den Andamanen & Nikobaren liegt, heißt gemäß den Andamanen "Andaman Sea". Unseren Segeltrip zu den Andamanen und Nikobaren nutzten Karl und ich manchmal auch zum Tauchen. Darum ging es uns aber nicht. Ich weiß nicht mehr genau wie lang wir für die Hin- und Rückstrecke auf hoher See unterwegs waren, aber pro Strecke waren wir mindestens zwei Woche auf hoher See unterwegs. Unser Segeltrip zu den Andamanen und Nikobaren war ursprünglich ein Testsegeltrip für Karl und mich. Damals wollte Hartmut bald von Thailand nach Madagaskar umziehen. Karl und ich wollten ihm dabei helfen. Das taten wir ein paar Jahre später auch. Hartmut, Karl und ich waren ja schon mehrere Jahre viel gemeinsam gesegelt und erkundeten auch vieles zusammen. Im Gegensatz zu Hartmut waren Karl und ich aber noch nie mehrere Tage durchgehend auf hoher See gesegelt. Wie es ist wenn man auf hoher See für ein paar Stunden von der Natur mal einen "auf den Arsch" bekommt, wussten Karl und ich aber inzwischen schon. Um mal kennenzulernen wie es ist mehrere Tage durchgehend auf hoher See zu sein und kein Land zu sehen, suchten Karl und ich uns als Ziel mal die Andamanen und Nikobaren aus. Von ihnen hört man sonst ja nur so. Pauschalurlaube für die Andamanen, Nikobaren, oder sogar beides kann man nicht buchen, sprich vergessen. Eine Reise dort hin muss man selber organisieren. Das zu machen ist nicht einfach sondern kompliziert. Ein wenig Mut gehört wohl auch dazu eine solche Reise via einer kleinen Segelyacht überhaupt zu machen. Zu Beginn 1998 traf ich mich also wieder mit Hartmut und Karl an der Westküste Thailands, auf der Insel Phuket. Wir trafen uns wieder, um den schon lange geplanten Segeltrip mit der relativ kleinen "Vaka-Lele" zu realisieren. Sie ist eine kleine 12 Meter Einmaster-Yacht. Karl und ich wollten natürlich auch bei dieser Segelreise an schönen Plätzen tauchen. Eigentlich sollte es recht simpel sein zu den Andaman die weit draußen liegen zu segeln. Wir brachen auf, um den langen Trip zu den paradiesischen Inseln mit traumhaften Stränden zu meistern. Schöne Tauchplätze gibt es dort natürlich auch. Unsere erste Strecke nach Port Blair, der Hafenstadt der Andamanen, waren umgerechnet ca. 1.500 km über hohe See. Logisch, eine solche Distanz zu segeln dauert ohne Landpause einige Tage. Dabei lernten Karl und ich das was wir lernen wollten. Dazu gehörte tagelang auf hoher See zu sein, damit umgehen zu können tagelang auf einer kleinen Yacht kein Land zu sehen zu bekommen, mit verschiedenen Situationen körperlich und psychisch umzugehen. Wir, also der Skipper Hartmut, Karl der ausgebildete Tauchlehrer, und ich Rüdiger der ausgebildete Rettungstaucher waren irgendwie das perfekte Team für diese Test-Expedition. Hartmut ist ein alter Seehase. Er hatte mit seiner Yacht schon 2½ Mal die Welt umsegelt. Nicht nur seine umfangreichen Kenntnisse über seine selbstgebaute Yacht waren beruhigend, sondern auch die über Medizin und Technik. Für Probleme in solchen Bereichen hatte er eine Lösung parat. Karl war / ist auf dem Gebiet auch erfahren. Ich sollte von deren Erfahrungen profitieren. Das tat ich auch. Unseren Segeltrip von Thailand zu den Andamanen & Nikobaren nutzten Karl und ich wie gewohnt auch zum Tauchen. Darum ging es uns aber eigentlich nicht. Ich weiß nicht mehr genau wie lang wir jeweils für den Hin- und Rückweg brauchten, aber zwei Wochen dauerte es mindestens pro Strecke. Pro Hin- und Rückweg mussten wir von Seemeilen umgerechnet ca. 1.500 Kilometer auf hoher See hinter uns bringen. Unser Segeltrip zu den fernen Andamanen entspricht einer längeren Europareise. Unsere gesamte Aktion dauerte länger als einen Monat. Als abenteuerliche Reise stellte es sich erst während unserem Trip heraus. Auf all das was da passierte, ich neu kennen lernte, neu zu sehen bekam und erlebte, darauf war ich nicht vorbereitet.  Schon in der zweiten Nacht auf hoher See baute sich beim Wetter etwas auf. Es schlichen sich sehr dunkle Wolken in den schönen Sternenhimmel den wir zunächst noch sahen ein. Ich war froh dass mein Teil der Nachtsteuerung zeitlich abgelaufen war, gab meine Schicht an Karl weiter. Zu der Zeit gab es gerade keinen schönen Ausblick, also wollte ich lieber in mein "kuscheliges" Bett. Irgendwie beschlich mich da schon das Gefühl, dass sich um uns herum etwas schlechtes zusammenbrauen würde.  Überraschend wurde ich im Schlaf in der Heckkabine plötzlich auf die andere Kabinenseite geworfen. Die Yacht bäumte sich auf, und warf sich wie ein wild gewordenes Tier von einer Seite zur anderen. Das leider auch noch schräg. Oben, also über mir hörte ich wildes Umherlaufen. Mit eindeutigen Geräuschen hörte ich auch hektisches Hantieren. Mit einem Puls von 180 sprang ich wie von einer Tarantel gestochen aus dem Bett, dann sofort an Deck. Der Wind hatte sich ganz fix komplett gedreht, kam also überraschend aus gegensätzlicher Richtung. Deshalb waren wir gezwungen bei Nacht, bei hohen Seegang und starken Wind die Segel zu wechseln und weiteres. Gefährlich turnten wir herum wie Hochsee-Akrobaten. Es blieb irgendwie keine Zeit für Angst. Wir mussten schnell handeln, und brauchten alle Konzentration für Gleichgewicht und dringend nötige Aktion. Was kann man froh sein, wenn man auch in einer solchen Situation handlungsfähig bleibt, also nicht vor Angst erstarrt. Wenn wir auf einem der Wellenberge waren sahen wir in eine gähnende Tiefe, wenn wir wieder in einem tiefen Wellental waren sahen wir gegen eine große Wasserwand. Und das auch noch bei Nacht. Nicht nur für mich war die Situation so richtig beängstigend. Es wechselte ständig. Wir segelten abwechselnd quasi stark bergauf, dann wieder stark bergab. Immerhin waren wir schon ca. 400 km von Thailand entfernt als es begann. Diese Entfernung hätten wir mit Schwimmen nicht geschafft wenn uns die Yacht im Stich gelassen hätte. Da hatte ich eine Phase von "Angst fressen Seele auf". Ich fragte mich öfters was ich da überhaupt mache, ob es das wäre was ich wirklich will. Ich hatte echt Angst um mein kleines Leben. Hartmut versuchte es mit beruhigenden Worten, doch ich konnte sie nicht annehmen weil ich in Titanic-Stimmung gekommen war. Mit Segelaktionen die nötig waren hörte ich aber nicht auf. Da stellte ich Angst bei mir ab. Ich segelte auch mal von Thailand nach Indien, zu den Andamanen und Nikobaren. Der Trip ging insgesamt ca. 5.000 Kilometer über hohe See.
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